Henrike Brandstötter
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Unabhängige Medien als 4. Säule unserer Demokratie bewahren
Die Medienwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert – vor allem durch private Radio- und Fernsehstationen, Online-Medien, Recherche-Plattformen, Blogger, Streaminganbieter und Medienportale wie YouTube oder Facebook. Veränderung wird auch in den nächsten Jahren die einzige Konstante sein. Die österreichische Medienpolitik trägt diesen Entwicklungen aber leider in keinster Weise Rechnung. Ganz im Gegenteil: Fälle von Inseratenkorruption im Dunstkreis der ÖVP zeigen eindeutig, dass Medienpolitik als verlängerte Macht- bzw. Parteipolitik missverstanden wird.
Gerade in Zeiten von Fake News und gezielten Desinformationskampagnen braucht es eine proaktive und progressive Medien- und Netzpolitik. Um eine diverse Medienlandschaft als zentrale Säule unserer liberalen Demokratie zu bewahren, braucht es neue Förderungs- und Regulierungsmodelle, die den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht werden. Dabei müssen wir immer die Grundrechte der Österreicher:innen wahren. Denn wird hier nicht mit Bedacht vorgegangen, sind Zensur, Überwachung und Freiheitseinschränkungen nicht mehr weit. Unser oberstes Ziel ist es daher, die Prinzipien der liberalen Demokratie auch online zu schützen!
Es ist unsere politische Pflicht, Medien nach Qualitätskriterien zu fördern. Denn eine gut ausfinanzierte Medienförderung kostet weniger als Korruption und Freunderlwirtschaft! Der aktuelle Fokus auf gedruckte Zeitungen und Vertriebsförderungen ist längst nicht mehr zeitgemäß. Wir möchten die Medienförderung nach schwedischem Vorbild reformieren und nach transparenten Kriterien plattformunabhängig alle Medien fördern, deren Inhalte mehrheitlich redaktionell eigenproduziert sind.
Durch eine Ausgabengrenze für Inserate von öffentlichen Stellen reduzieren wir die gegenwärtigen Volumina drastisch. Um Sparsamkeit und Effizienz sicherzustellen, schaltet eine zentrale Stelle Inserate basierend auf Ministerien-übergreifenden Kommunikationsplänen. Alle Inserate staatlicher Stellen müssen in einer transparenten Datenbank öffentlich, nachvollziehbar und dauerhaft einsehbar sein.
Ein unabhängiger ORF ist ein zentraler Pfeiler unserer demokratischen Medienlandschaft. Damit der ORF seiner öffentlichen Aufgabe – der Produktion von Public Value – gerecht werden kann, braucht es nicht nur moderne Managementstrukturen, sondern auch eine stabile und interessensunabhängige Finanzierung. Mit der Einführung der Haushaltsabgabe wurde 2024 ein Schritt in diese Richtung gesetzt. Doch echte Unabhängigkeit lässt sich nicht allein durch ein neues Finanzierungsmodell herstellen. Es braucht tiefgreifende strukturelle Reformen, um parteipolitische Einflussnahme nachhaltig zu unterbinden. Denn die Menschen in Österreich haben ein Recht auf einen entpolitisierten, objektiven und zukunftsfähigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Medien- und Digitalkompetenz sind unverzichtbar für eine starke, demokratische Gesellschaft – besonders in Zeiten von Fake News, Desinformation und wachsendem Extremismus im Netz. Deshalb haben wir bereits in Regierungsverantwortung konkrete Schritte gesetzt, um diese Kompetenzen zu stärken – etwa durch gezielte Bildungsinitiativen im Rahmen des Digitalpakets sowie durch die Integration von Medienbildung in den Lehrplänen.
Auch auf Landesebene – etwa in Wien – treiben wir diese Entwicklung aktiv voran: Als Teil der Stadtregierung fördern wir Programme, die Kindern und Jugendlichen helfen, Informationen kritisch zu hinterfragen, Quellen zu prüfen und demokratische Grundwerte im digitalen Raum zu verankern.
Nicht zuletzt zeigt auch der jüngste Anstieg antisemitischer Tendenzen, insbesondere unter Jugendlichen, wie dringend Medienbildung mit demokratiepolitischem Fokus ist. Bildung schützt – vor Radikalisierung, vor Verschwörungsideologien und vor Hass. Deswegen setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass Schulen ein Ort der Aufklärung, der Reflexion und der digitalen Mündigkeit bleiben.
Die Pressefreiheit ist eine der wichtigsten Säulen der Demokratie – wir müssen sie mit aller Kraft schützen! Alle Journalist:innen müssen dieselben Möglichkeiten haben, auf staatliche Informationen zuzugreifen. Selektive Einladungen zu Hintergrundgesprächen sind aufs Schärfste zu verurteilen. Neben der Pressefreiheit ist auch das freie Internet von höchster demokratiepolitischer Bedeutung. Es ist unsere Aufgabe, es gegen Attacken wie die Einschränkung der Netzneutralität oder Netzsperren zu verteidigen.
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Das drängendste medienpolitische Thema ist zugleich ein zutiefst gesellschaftspolitisches: Wir müssen die Freiheit der Medien sicherstellen und ausbauen. Jeder Angriff auf eine:n Journalist:in oder auf ein ganzes Medium ist zugleich ein Angriff auf die Demokratie und den Rechtsstaat selbst. Wie können wir es schaffen, dass die österreichischen Medien noch unabhängiger werden? Dafür müssen die Inseratenausgaben runter, wir müssen die Medienförderung grundlegend reformieren und deutlich erhöhen. Vergeben soll sie eine unabhängige Kommission bestehend aus Fachleuten. Parteienvertreter:innen sollen in den ORF-Gremien künftig nur mehr eine Minderheit darstellen, um die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu stärken.
Ziel einer zeitgemäßen Medienpolitik ist es, kanal- und plattformunabhängig nach qualitätsjournalistischen Kriterien zu fördern. Im Zentrum unserer Reform der Medienförderung steht die Qualitätsförderung. Sie setzt die nötigen Anreize, dass Medien vielfältige Informationen recherchieren und aufbereiten, um damit zu einer funktionierenden liberalen Demokratie beizutragen. Die Vergabe der Fördermittel erfolgt nach transparenten und nachvollziehbaren Kriterien, wobei die Politik weitestgehend rausgehalten wird. Durch die Förderung von Qualität und eine gleichzeitige Ausgabengrenze für Inserate öffentlicher Stellen beenden wir die momentane Verzerrung des Werbemarktes durch die aggressive Inseratenpolitik der Bundesregierung.
Eine Ausgabengrenze für Inserate von öffentlichen Stellen muss die gegenwärtigen Volumina drastisch reduzieren. Um Sparsamkeit und Effizienz sicherzustellen, schaltet eine zentrale Stelle Inserate basierend auf Ministerien-übergreifenden Kommunikationsplänen. Alle Inserate staatlicher Stellen müssen in einer transparenten Datenbank öffentlich, nachvollziehbar und dauerhaft einsehbar sein. Im Gegenzug erhöhen wir die Presseförderung und vergeben sie plattformunabhängig nach transparenten und nachvollziehbaren Kriterien. Kriterien sind insbesondere die Qualität der Quellennachweise, die Recherchebeschreibung, die Anerkennung des Presserates, die Unabhängigkeit und die Faktentreue.
Ja! Wir müssen das Informationsgefälle zwischen Staat und Bürger:innen endlich beseitigen und dafür sorgen, dass sich die Republik endlich zur umfassenden Transparenz des staatlichen Handelns bekennt. Unser Motto lautet: Gläserner Staat statt gläserne Bürger:innen! Ein bundesweites Informationsfreiheitsgesetz ist schon seit der Gründung von NEOS eine unserer Kernforderungen. Denn damit Österreich in Sachen Verwaltungstransparenz vom weltweiten Schlusslicht zum Musterschüler wird, muss die Amtsverschwiegenheit endlich der Vergangenheit angehören. Nur durch eine gesetzlich verankerte Informationsfreiheit können wir sicherstellen, du tatsächlich die gewünschte Auskunft von der jeweiligen Behörde bekommst. Eine transparente Verwaltung ist das beste Mittel gegen Steuergeldverschwendung!
Wir sind klar gegen einen Ausweiszwang im Internet. Das wäre nämlich nicht nur EU-rechtswidrig, sondern auch nicht dazu geeignet, einen respektvolleren Umgang in Onlineforen oder eine bessere Durchsetzung von Rechtsansprüchen zu erreichen. Wir müssen bereits bestehendes Recht effektiver gegen internationale Internetunternehmen durchsetzen und gleichzeitig psychische Gewalt und verbale sexuelle Belästigung als Straftatbestand verankern. Zudem müssen wir die Justiz mit entsprechenden Mitteln für mehr Personal und spezialisierte Stellen ausstatten und die Medienkompetenz im Schul- und Erwachsenenbildungsbereich stärken.
Nein, wir wollen keine populistische Entertainment-Planwirtschaft durch solche Quotenregelungen. Denn wir lehnen jegliche staatliche Einmischung in die freie Programmgestaltung unabhängiger Medienhäuser kategorisch ab – auch, wenn sie staatliche Förderungen bekommen. Für den ORF gelten hier andere Kriterien: Da „Regionalität“, „kulturelle Vielfalt“ und „Identifikation“ Bestandteile des Public Value-Begriffs sind, müssen hier ausreichend Produktionen mit Österreich-Bezug berücksichtigt werden.
Wir NEOS bekennen uns klar zur Netzneutralität. Sie ist eines der wichtigsten Prinzipien des freien Internets und von fundamentaler Bedeutung für die Erhaltung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung!
Wir NEOS sind klar gegen die von konservativen Kräften angestrebte Zensur des Internets. Wir stellen uns gegen Artikel 13 der EU-Copyright-Richtlinie und Upload-Filter. Im Internet spielt sich heute ein essenzieller Teil unseres Lebens ab. Wir arbeiten, lernen und lachen im Internet. Daher muss jeder Eingriff in das freie Internet mit äußerster Vorsicht abgewogen werden. Denn jeder Eingriff in die Freiheit des Internets ist ein Eingriff in die individuelle Freiheit jedes Bürgers und jeder Bürgerin. Jetzt haben sich ein paar Konservative, die das Internet offensichtlich nicht verstehen, für die einfachste Lösung entschieden: für Zensur. Das dürfen wir ihnen nicht durchgehen lassen! Wir werden bei diesem Thema weiterhin nicht locker lassen und die Richtlinie notfalls vor dem EuGH anfechten. Denn der EuGH hat bereits 2012 geurteilt, dass Uploadfilter gegen das Verbot einer allgemeinen Überwachungspflicht verstoßen.
Bei international agierenden Digitalunternehmen wie Facebook und Google machen nationale Alleingänge keinen Sinn. Es braucht Lösungen auf europäischer Ebene, um Internet-Giganten fair zu besteuern! Wir müssen Steuerschlupflöcher beseitigen und die zu versteuernden Gewinne einheitlich berechnen. Aufgrund der veralteten Steuersysteme zahlen kleine und mittlere Betriebe viel zu hohe Steuern, während die großen Digital-Konzerne geschont werden. Österreich sollte sich auf europäischer Ebene für eine Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in Steuerfragen einsetzen, damit die Union hier endlich handlungsfähig wird und gerechte Steuern für Digitalriesen einheben kann.