100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich
Welche Auswirkungen das Frauenwahlrecht auf Wahlergebnisse haben würde, wurde von den politischen Parteien mit Besorgnis gesehen. Schließlich machten die Frauen mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten aus. Welche politische Richtung sie wählen würden, war eine der zentralen Fragen nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen. Das führte sogar dazu, dass im Jahr 1920 für Männer und Frauen verschiedenfarbige Kuverts für die Nationalratswahl eingeführt wurden. Diese Regelung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings wieder abgeschafft.
Wahlbeteiligung
Die erste Wahl, an der alle Frauen teilnehmen durften, war die Konstituierende Nationalversammlung am 16. Februar 1919. 82 Prozent der wahlberechtigten Frauen und 87 Prozent der wahlberechtigten Männer gaben ihre Stimme bei dieser Wahl ab.
Wahlverhalten: Gender-Gap
Die beiden stärksten Parteien waren die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (72 Mandate) und die Christlichsoziale Partei (69 Mandate). Obwohl die Vermutung bestand, Frauen würden tendenziell eher die Sozialdemokratische Arbeiterpartei wählen, erhielt die Christlichsoziale Partei mehr Stimmen der Frauen. Diese Tendenz hielt auch noch einige Jahrzehnte an.
Frauen in der Politik
Auch vom passiven Wahlrecht machten Frauen seit der ersten Möglichkeit nach der Einführung des Frauenwahlrechts Gebrauch. In Summe ließen sich 115 Frauen für den Einzug in die Konstituierende Nationalversammlung aufstellen, keine der Frauen erhielt jedoch ein Mandat. Trotz der Einführung des Frauenwahlrechts waren Frauen in der Politik zunächst nicht sehr stark vertreten.
Seit den 1980er-Jahren hat sich die aktive Mitwirkung von Frauen in der Politik kontinuierlich erhöht.